Phantombild
Phantombild






 

Wie sah Paulus aus?

27.6.2009:  

Ältestes Paulus-Portrait in Rom entdeckt!

Die Sonntagsausgabe der Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" berichtete über einen außergewöhnlichen Fund zum Abschluss des Paulusjahres. Bei Restaurierungsarbeiten in der Thekla-Katakombe an der Via Ostiense, nur wenige hundert Meter von der Basilika St. Paul vor den Mauern entfernt, legten Archäologen der Päpstlichen Kommission für christliche Archäologie am 19. Juni eines der ältesten bekannten Portraits des Völkerapostels frei.

Das Paulusbild, das in kräftigem Rot leuchtet, schmückte die Decke eines Cubiculums in der besagten Katakombe. Seine Entdeckung ist der Höhepunkt der seit einem Jahr andauernden Restaurierungsarbeiten, bei denen langsam und sorgfältig Schmutzschichten entfernt und die ursprüngliche Freskenbemalung wieder freigelegt werden.

Deutlich erkennbar ist Paulus an seinem kahlen, schmalen Kopf, den Stirnfalten und dem charakteristischen Spitzbart, wie wir ihn immer wieder auf römischen Katakombenbildern aus dem 3.-5. Jahrhundert finden. Das neuentdeckte Portrait datieren die Archäologen auf die 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts, als die Paulusverehrung in Rom ihren Höhepunkt erreichte. Damals wurde der gebildete, weitgereiste Völkerapostel aus gutem Hause, selbst römischer Bürger, dessen Briefe es an geistiger Tiefe und literarischer Qualität mit den Schriften jedes antiken Philosophen leicht aufnehmen konnte, der heidnischen Oberschicht Roms als Vorbild präsentiert. 

Eine schlechter erhaltene Petrusdarstellung im selben Cubilculum weist zudem auf die zu dieser Zeit populäre Propagierung der "Concordia Apostulorum", der Freundschaft zwischen den Aposteln, hin. Sie stand auch für die Versöhnung der sozialen Schichten wie für die Versöhnung zwischen Juden- und Heidenchristen, die damals angestrebt wurde. Ihren Höhepunkt erreichte die spätantike Paulusbegeisterung zu Ende des 4. Jahrhunderts mit dem Neubau der Basilika St. Paul vor den Mauern - sie wurde zur damals größten Kirche der Christenheit.

Interessant sind die Parallelen zwischen dem neuentdeckten Paulusportrait und unserer forensischen Rekonstruktion des Apostel-Antlitzes. Sie zeigen einmal mehr, dass es tatsächlich schon in der Antike in Rom, Ephesus und Syrakus eine einheitliche Ikonographie des Völkerapostels gab, die sehr wohl auf ein authentisches Urbild zurückgehen könnte. 

LKA NRW erstellt Phantombild des Apostels Paulus

Pressemitteilung des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen (LKA-NRW) vom 2.5.2008, 11.29 Uhr:

"Das etwas andere Phantombild

Experte des Landeskriminalamtes NRW erstellt Phantombild des Apostels Paulus von Tarsus

 

Ein Mitarbeiter aus dem Bereich „Visuelle Fahndungshilfen“ des Landeskriminalamtes NRW (LKA NRW) erstellte vor wenigen Wochen ein ganz besonderes Phantombild, mit dem ausnahmsweise mal nicht nach der abgebildeten Person gefahndet wird.

Die dargestellt Person wurde etwa zwischen 7 und 10 n. Chr. in Tarsus geboren und etwa 64 – 67 n. Chr. in Rom hingerichtet.

Es handelt sich um den Apostel Paulus von Tarsus, so wie er nach historischer Quellenlage ausgesehen haben könnte.

 

Wie kam es zu diesem besonderen Phantombild?

Anfang diesen Jahres wandte sich der Buchautor und Historiker Michael Hesemann aus Düsseldorf an das LKA NRW und bat um „Amtshilfe“ der besonderen Art.

Er ersuchte die Experten der „Visuelle Fahndungshilfen“ um erneute Unterstützung für ein neues Buchprojekt, nämlich die Erstellung eines Phantombildes des Apostels Paulus von Tarsus.

Bereits 2003 hatte ein LKA-Experte dem Autor Michael Hesemann mit der Anfertigung eines Phantombildes des Apostels Petrus geholfen. Dieses Bild ist in seinem Buch „Der erste Papst, Archäologen auf der Spur des historischen Petrus“ abgedruckt.  Das Werk überreichte der Buchautor im Oktober 2003 dem damaligen Papst Johannes Paul II. bei einer Audienz in Rom.

 

Im Februar 2008 wurde nun anlässlich eines Besuches von Michael Hesemann im LKA NRW nach seinen Angaben das fiktive Bild des Paulus von Tarsus angefertigt. Vorlagen waren Zeichnungen, Beschreibungen und Bilder, die die historische Person des Paulus von Tarsus darstellten.

Das Buch „Paulus von Tarsus. Archäologen auf den Spuren des Völkerapostels“ ist Anfang April rechtzeitig zum von Papst Benedikt XVI. ausgerufenen Paulus-Jahr (28. Juni 2008 – 29. Juni 2009) erschienen."

 

Quelle: www1.polizei-nrw.de/lka/Aktuelles

 

download für die Presse: http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/58451/1183331/landeskriminalamt_nordrhein_westfalen/

http://www.presseportal.de/polizeipresse/meldung/1183331/

 

  Paulusikone aus dem Schatz der Päpste (wohl 4. Jh.)

 

Die Entstehung des Phantombildes wird im letzten Kapitel des Buches "Paulus von Tarsus" von Michael Hesemann (siehe "Bücher") ausführlich geschildert. Grundlage waren die frühesten Darstellungen des Völkerapostels in den Katakomben von Rom uns Syrakus, in der Paulusgrotte von Ephesus und auf einere Ikone, die sich seit frühester Zeit im Schatz der Päpste befand. Die frühen Darstellungen sind so einheitlich, dass anzunehmen ist, dass sie tatsächlich auf ein überliefertes Urbild zurückgehen. Schon um 300 schrieb der Kirchengeschichtler Eusebius von Caesarea: "Wir haben auch die Bilder der Apostel Paulus und Petrus und sogar das Bild Christi selbst in Farben gemalt gesehen. War es doch zu erwarten, dass die Alten sie als ihre Retter ohne Überlegung gemäß ihrer heidnischen Gewohnheiten auf solche Weise zu ehren pflegten." Die früheste Beschreibung des Völkerapostels stammt aus den apokryphen Paulusakten, die wohl gegen Ende des 2. Jahrhunderts entstanden: "ein Mann, klein von Gestalt, mit kahlem Kopf und krummen Beinen, in edler Haltung mit zusammengewachsenen Augenbrauen und ein klein wenig hervortretender Nase, voller Freundlichkeit."

 

Das Phantombild des hl. Paulus, das am Freitag, dem 2. Mai 2008 vom Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA-NRW) veröffentlicht wurde, erschien am folgenden Wochenende in vielen Tageszeitungen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Sogar "Radio Vatican" brachte eine Meldung. Als Vorbild dienten einige der ältesten bekannten Darstellungen des Völkerapostels:

- Die Ikone des hl. Paulus aus dem Schatz der Päpste, heute in den Vatikanischen Museen. Experten datieren sie in das 4. Jahrhundert, ihr Urbild ist wahrscheinlich noch älter. (Foto ganz oben)

- Die Darstellung des hl. Paulus in der Paulusgrotte von Ephesus (siehe "Archäologie") aus dem 4./5. Jh.

- Das Paulusfresko in den Katakomben von Syrakus (4. Jh.)

- Diverse Paulusdarstellungen auf römischen Sarkophagen (4./5. Jh.)

- Diverse Bronzestatuetten des hl. Paulus (Rom, 4./5. Jh.)

- Die Paulusdarstellung auf einem römischen Sarkophag (4.Jh.), siehe oben (1. Foto)

- Das Paulusmosaik von Ravenna, Oratorium S. Andrea (5. Jh.), siehe oben (2. Foto)

- Die Paulusdarstellung in der Katakombe Ss. Pietri e Marcellino (4. Jh.), siehe oben (3. Foto)

- Ein Paulusbild in der Domitilla-Katakombe (3. Jh.), siehe oben (4. Foto)

- Ein Paulusbild im Hypogäum in der Via Dimo Campagni (4. Jh.), siehe oben (5. Foto).

Wie Eusebius von Caesarea um 300 ausdrücklich betont, basieren diese Paulusbilder auf einem zeitgenössischen Urbild. Daher ist durchaus möglich, dass ihnen echte Erinnerungen an den historischen Völkerapostel zugrundeliegen.

 

19.6.2008:

Realsatire?

Dawkins-Jünger ziehen über Landeskriminalamt her

Sechs Wochen hat es gedauert, bis der "humanistische Pressedienst" von unserem Phantombild des hl. Paulus erfuhr, über das bereits am 2. Mai "SPIEGEL-Online" und bis zum 3. Mai mindestens 40 websites sowie fast alle größeren deutschen Tageszeitungen berichteten. So peinlich die späte Erkenntnis auch war, sie hinderte den Pressedienst der Atheisten, Agnostiker und Dawkins-Jünger nicht an einem entsprechend zynischen Kommentar. "Realsatire" sei das, "Religiotainment": "Allein schon der Unsinn, dass nach erfundenen und phantasierten historischen Gemälden dieses Paulus ein Realitätsbezug hergestellt wird, wurde nicht beachtet. Im Gegenteil. Dem LKA war das Anfang Mai eine kostenpflichtige Pressemitteilung wert." (Zitat: http://hpd.de/node/4834 )

Offenbar haben sich die selbsternannten Humanisten nicht die Mühe gemacht, herauszufinden, auf welchen Grundlagen das Phantombild des hl. Paulus basiert. Das wurde ausführlich in meinem Buch "Paulus von Tarsus. Archäologen auf den Spuren des Völkerapostels" geschildert, aber auch auf dieser website. Denn natürlich beruht es nicht auf "erfundenen und phantasierten historischen Gemälden", sondern auf der frühchristlichen Ikonografie und auf Katakombenbildern aus dem 3.-5. Jahrhundert, die - soll das ein Zufall sein? - alle den selben Grundtypus darstellen, gleich, ob sie in Rom, Syrakus oder Ephesus entstanden sind. Diese Uniformität der Ikonografie deckt sich mit den Angaben des Kirchengeschichtlers Eusebius von Caesarea (4. Jh.), der ausdrücklich von Urbildern berichtet, die bereits zu Lebzeiten des Völkerapostels entstanden sind. Von Phantasie und künstlerischer Freiheit, wie sie in Europa seit der Renaissance die Kunst bestimmten, war da keine Rede. 

Da uns die Urbilder leider nicht erhalten sind - obwohl die Paulusikone aus dem Schatz der Päpste durchaus zumindest die Kopie eines solchen gewesen sein könnte - ist es völlig legitim, das Antlitz des Menschen zu rekonstruieren, auf den die ikonografische Tradition zurückzugehen scheint. Eben das wurde mit dem Phantombild versucht. Dass es ganz nebenbei dazu half, die Öffentlichkeit über die Möglichkeiten polizeilicher Fahndungshilfen zu informieren, war gewiss ein schöner Nebeneffekt, der auch dem LKA zugute kam.

Trotzdem mäkeln die Agnostiker: "Da bleibt nur die Frage, seit wann christliche Propaganda zur 'polizeilichen Öffentlichkeitsarbeit' gezählt wird. Andererseits: Phantom und Paulus - keine unpassende Kombination."

Offenbar ist den Dawkins-Jüngern entgangen, dass Paulus von Tarsus nicht nur eine religiöse, sondern auch eine historische Persönlichkeit war. Mit anderen Worten: Hätten sie genauso gelästert, hätte es sich um den Versuch gehandelt, ein Phantombild von Julius Caesar oder Alexander dem Großen zu erstellen? Wäre nicht eine Geschichte Europas ohne Würdigung des Völkerapostels etwa so vollständig wie eine Chronik der arabischen Welt, in der Muhammad nicht erwähnt wird? Oder eine Geschichte des Judentums ohne Nennung von Moses?

Das Phantombild war ein Versuch, Geschichte lebendig werden zu lassen. Eine neue Ikone, ein Objekt religiöser Verehrung, ist dabei nicht entstanden. Gerade die von den "Humanisten" verlangte Trennung von Glaube und Wissenschaft verlangt, Religionsstifter und ihre Missionare als historische Persönlichkeiten zu behandeln - "sine ira et studio", ohne Vorbehalte und Vorurteile ebenso wie ohne religiösen Eifer.

Doch die Herren "Humanisten" scheinen des Völkerapostel, die bestbezeugte Persönlichkeit des frühen Christentums, nur für ein "Phantom" zu halten. Nur seltsam, dass selbst die frühesten (heidnischen) Kritiker des Christentum nie auch nur auf die Idee kamen, seine Existenz anzuzweifeln.

Über gute Geschichtskenntnisse scheinen die "Humanisten" ohnehin nicht zu verfügen. Zu ihren Reihen zählen etwa die "Jugendweihe Deutschland e.V.", die DDR-Zeiten nachtrauert, oder die "Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben", einem Euphemismus für Euthanasie und Selbstmordtourismus. Ihr wichtigster Interessenverband aber ist die "Giordano Bruno-Stiftung" - benannt nach jenem barocken Scharlatan, Hochstapler und Okkultisten, dem eher unverdient die Ehre zuteil wurde, auf einem römischen Scheiterhaufen zu enden. Zuvor hatten ihn Katholiken, Protestanten und Anglikaner exkommuniziert, war keine europäische Universität bereit gewesen, ihm einen Lehrstuhl anzubieten, verdingte er sich damit, einem venezianischen Edelmann seine Einweihung in die Geheimnisse der schwarzen Magie zu versprechen. Ach ja, eine große Klappe hat er auch gehabt, der Giordano Bruno. Noch im Gefängnis der Inquisition verlangte er vom Papst, seine Dogmen umzuschreiben. Die "Humanisten" von heute stehen da in bester Tradition. 

Michael Hesemann

 





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