Archäologie
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 Archäologie

auf den Spuren des Völkerapostels.

Das Fresko in der Paulusgrotte von Ephesus

Die Paulusgrotte von Ephesus:

Eine geheime Zufluchtstätte des Apostels?

Oberhalb der Ruinen des antiken Ephesus, am Hange des sogenannten "Nachtigallenberges" (türkisch: Bülbüldag), befindet sich der Eingang zu einer antiken Höhle, die erstmals 1906 von dem österreichischen Archäologen Friedrich Benndort erwähnt wurde. 1955 nahm sein Landsmann und Kollege Franz Miltner sie genauer in Augenschein. Weil in ihre weißverputzten Wände immer wieder Anrufungen des Völkerapostels geritzt waren, nannte er sie "Paulusgrotte". Doch es dauerte noch einmal 40 Jahre, bis die Wiener Archäologin Prof. Renate Pillinger beschloss, sie genauer zu untersuchen.

Die Inschriften ließen keinen Zweifel daran, dass in dieser Höhle bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts Christen den hl. Paulus verehrten; dann erst wurden sie von den Türken vertrieben, diente die Höhle den Schafhirten als Stall. Als an einer Stelle die weiße Tünche abblätterte, kam Farbe zum Vorschein. Sofort war der Archäologin klar, was das zu bedeuten hatte: Die Paulusgrotte war ursprünglich ausgemalt! Eine Sensation bahnte sich an, als das Team langsam und vorsichtig die Übertünchung entfernte. Hinter ihr waren Fresken aus dem 4. oder 5. Jahrhundert verborgen, die den Völkerapostel mit seiner Schülerin Thekla und ihrer Mutter Theoklia zeigten. Offenbar hatten die Griechen, bevor sie das Land verließen, sie durch die Übermalung vor einer Schändung bewahren wollen. Das muss quasi in letzter Sekunde geschehen sein, denn der Theoklia wurden bereits die Augen ausgekratzt.

Das VATICAN-Magazin wird die herrlichen Fresken in seiner nächsten Ausgabe zeigen. Die ganze Geschichte ihr Entdeckung und weshalb sich der Apostel vielleicht tatsächlich einst in der Höhle versteckt hatte, lesen Sie in Michael Hesemanns "Paulus von Tarsus. Archäologen auf den Spuren des Völkerapostels". Einen Bericht der Universität Wien finden Sie unter:

http://www.dieuniversitaet-online.at/beitraege/news/der-schatz-in-der-paulusgrotte/69/neste/3.html

Am 10. Mai 2008 veröffentlichte die "Tagespost" ein großes Interview mit der Entdeckerin der Paulusgrotte, Frau Prof. Renate Pillinger von der Universität Wien!

Darin stellte sie zum Portrait des Apostels fest: "Das Paulusporträt ist sicher eines der ältesten überhaupt. Auch in den Katakomben gibt es kaum ältere. In der Türkei ist es sicher das älteste und es ist ganz sicher eines der am besten erhaltenen. Die Malereien in der Paulus-Grotte haben eine sensationelle Qualität. Das gilt nicht nur für die Paulus-Szene, sondern zum Beispiel auch für die übrigen Figuren. Da gibt es im Frühbyzantinischen oder im Spätantiken überhaupt nichts Vergleichbares. Ich habe einmal nur die Hände der überlebensgroßen Stiftergestalten fotographiert: Das ist zu vergleichen mit Dürer, eine wirklich wunderbare Gestaltung."

Die Grotte selbst bezeichnet die Archäologin als einen Kultort, "der mehr oder weniger 2000 Jahre Kontinuität aufweist. Es war nämlich im Ursprung eine Naturhöhle, die dann ausgearbeitet wurde. Eigentlich sind es zwei Höhlen: eine große, ungefähr 15 Meter lange und eine kleine nebenan. Auch die hat schon einen bearbeiteten Eingang. Das heißt, man hat die Naturhöhle bearbeitet – vielleicht als Zufluchtsstätte für Paulus oder die Gottesmutter – was immer da vermutet wird. Dann wurde, weil eben eine wichtige Persönlichkeit sich zumindest zeitweilig dort aufgehalten hat, der Raum als Kultraum gestaltet. Er wurde nicht nur einmal, zweimal, dreimal oder viermal, sondern – wie wir jetzt wissen – fünfmal ausgemalt."

Den gesamten Text des Interviews finden Sie unter:

http://www.die-tagespost.de/Archiv/titel_anzeige.asp?ID=40095

 

Michael Hesemann übereicht Papst Benedikt XVI. das Paulusbild von Ephesus

RETTET DIE PAULUSGROTTE!

Wien/Ephesus. Wie uns Frau Prof. Renate Pillinger von der Abteilung für Frühchristliche Archäologie des Archäologischen Instituts der Universität Wien mitteilte, ist die Zukunft der Paulusgrotte in Ephesus in Gefahr, weil das Geld für dringend notwendige Restaurierungsarbeiten fehlt.

Prof. Pillinger schrieb uns: "Leider kämpfe ich dieses Jahr noch immer um die Finanzierung der Restaurierung. Um jede, wenn auch kleine Hilfe bin ich herzlich dankbar! Leider brauche ich jedes Jahr ca. 17.000.- Euro und die sind schrecklich schwer aufzubringen. Jetzt brauchen wir noch zwei Mal vier Wochen Restaurierung und eine Klimatür zur Erhaltung der Fresken, sonst müssen wir sie auch wieder übertünchen. Ein schrecklicher Gedanke für mich. Haben Sie vielleicht eine Idee, an wen ich mich wenden könnte?"

Bei den Fresken der Paulusgrotte handelt es sich um die älteste Darstellung des Völkerapostels, die auf dem Gebiet der heutigen Türkei gefunden wurde. Die Grotte selbst ist das einzige archäologische Zeugnis seines Wirkens und seiner Verehrung in Ephesus, der Stadt, in der Paulus in den Jahren 53-56 n.Chr so viel bewirkt und auch so viel gelitten hat. "Täglich sehe ich dem Tod ins Auge ... dass ich in Ephesus, wie man so sagt, mit wilden Tieren gekämpft habe", schrieb der Völkerapostel an die Korinther (2 Kor 15,31-32), doch der Segen Gottes lag auf seiner Arbeit: "Auf diese Weise hörten alle Bewohner der Provinz Asien, Juden wie Griechen, das Wort des Herrn", berichtet Lukas (Apg 19,10).

Es wäre ein großer Verlust für die ganze Christenheit, wenn dieses einzigartige historische Relikt verloren ginge. Darum unterstützen wir Prof. Pillingers wichtige Arbeit und bitten alle Leser dieser website, ihren Beitrag zu seiner Erhaltung zu leisten - durch Spenden, Patenschaften und die Vermittlung von Sponsoren, aber auch durch Weiterleitung und Veröffentlichung dieses Spendenaufrufs. Einen direkten Kontakt mit Frau Prof. Pillinger stellen wir gerne her.

Spenden überweisen Sie bitte auf das Konto des Vereins zur Förderung der Christlichen Archäologie Österreichs Nr.00698 072 303 bei der BA BLZ 12 000, IBAN = AT76 1200 0006 9807 2303 und BIC = BKAUATWW !

Im Voraus ein ganz herzliches Vergelt's Gott!
- Michael Hesemann

 

      

S. Paolo alla Regola, Pauluswohnung

Auch in der Bibel erwähnt

Rechtzeitig zum Paulusjahr wurde die Kirche wiedereröffnet, die an den Aufenthalt des Völkerapostels in Rom erinnert

Von Ulrich Nersinger

Die Apostelgeschichte endet mit dem Bericht von der Ankunft und dem Wirken des Völkerapostels in Rom. In den beiden letzten Versen der neutestamentlichen Schrift heißt es: „Er blieb zwei volle Jahre in seiner Mietwohnung und empfing alle, die zu ihm kamen. Er verkündete das Reich Gottes und trug ungehindert und mit allem Freimut die Lehre über Jesus Christus, den Herrn, vor“ (Apg 28, 30–31). Eine fromme Überlieferung sieht den Ort, an dem der heilige Paulus seine Wohnung hatte, an der Stelle gelegen, wo sich heute die Kirche S. Paolo alla Regola befindet.

Die Tradition verknüpft das Gebiet „ad Arenulam“ (Regola) mit dem ursprünglichen Beruf des heiligen Paulus. In der Gegend, in der auch die Juden lebten, übten die Zeltmacher ihr Gewerbe aus. Dort gab es einen sandigen Uferstreifen – der Name „Arenula“ hängt wohl mit dem Wort „arena“ (Sand) zusammen –, wo seit Jahrhunderten Felle gegerbt wurden. Ein Märtyrerbericht aus dem zweiten Jahrhundert erwähnt bei der Wohnung des Apostels ein „horreum“ (Scheune), in dem „Hospitium et Schola Pauli“ (Hospiz und Schule des Paulus) untergebracht waren.

Die Bauschäden waren enorm

Eine erste größere Kirche „ad Arenulam“ wurde im vierten Jahrhundert unter Papst Silvester I. (314–335) errichtet. Den Bau des heutigen Gotteshauses begann man in der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert und beendete ihn mit der Fertigstellung der Fassade im Jahre 1721. In der Apsis der Kirche, die den Grundriss eines lateinischen Kreuzes aufweist, zeigen drei große Freskogemälde von Luigi Garzi die Bekehrung des Paulus, die Predigt des Apostels und die Enthauptung des Heiligen. Die Seelsorge in der Kirche ist seit 1619 den Terziaren des Franziskanerordens anvertraut.

Pater Nello Di Biagio, der Rektor des Gotteshauses, ist überglücklich, dass San Paolo alla Regola zu Beginn des Paulusjahres den Gläubigen wieder zur Verfügung stehen wird. Für zehn lange Jahre hatte man die Kirche schließen müssen. „Die Bauschäden waren enorm“, erzählt der Geistliche, „schon 1994, kurz nach meiner Ernennung zum Rektor, begannen sich Teile der Deckenverkleidung zu lösen“. Die Gefahr, dass jemand verletzt worden wäre, sei dann zu groß gewesen; man habe das Kircheninnere für die Gemeinde und die Öffentlichkeit letztendlich sperren müssen.

Das Geld ist gut angelegt

Über eine Million Euro hat die Restaurierung gekostet. „Das Geld ist gut angelegt“, versichert Pater Di Biagio, „denn hier haben wir eine Stätte, die seit frühester Zeit und ununterbrochen an den Aufenthalt des Apostels erinnert, einen Ort, der sogar in der Heiligen Schrift erwähnt wird.“ Die Historizität des Ortes sieht der Ordensmann durch die Forschungen seines Mitbruders Giovanni Parisi belegt. Parisi konnte im 20. Jahrhundert bedeutende Gelehrte, wie den römischen Altertumsforscher Orazio Marucchi, davon überzeugen, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit für den Aufenthalt des Völkerapostels „ad Arenulam“ spricht.

Stolz zeigt der Rektor auf den Eingang zum Paulus-Oratorium. Das Oratorium liegt etwas tiefer als der Boden der Kirche. Über den Türen, die in die Kapelle führen, liest man in lateinischen Majuskeln die Inschrift: „Divi Pauli Apostoli Hospitium et Schola“. Pater Di Biagio hofft, dass im Jubiläumsjahr viele Pilger den Weg nach San Paolino finden – zum „kleinen St. Paul“, wie die Römer die Kirche zur Unterscheidung von der großen Paulusbasilika nennen. ("Die Tagespost", 3.7.2008)

Kardinal Lanza de Montezemolo öffnet das Tor zum Paulussarkophag unter dem Papstaltar der Basilika St. Paul vor den Mauern 

Archäologen legen Paulussarkophag frei

Wird Papst Benedikt XVI. seine Öffnung erlauben?

Die Geschichte der wichtigsten archäologischen Entdeckung des 21. Jahrhunderts begann mit einer Katastrophe, die sich fast zweihundert Jahre zuvor ereignete.

 

Die Nacht vom 15. auf den 16. Juli 1823 war eine der tragischsten in der gewiss nicht undramatischen Geschichte Roms. S. Paolo fuori le Mura („St. Paul vor den Mauern“), eine der vier größten und bedeutendsten Basiliken der Ewigen Stadt, brannte. Was über 1400 Jahren den Ansturm der Barbaren und den Wirren zahlreicher Kriege getrotzt hatte, ein Juwel aus der Zeit der römischen Kaiser, wurde in wenigen Stunden zum Raub der Flammen. Ein unachtsamer Dachdecker hatte das Inferno verursacht, indem er ein Becken mit brennender Holzkohle einem Arbeitskollegen zuwarf, der es ganz knapp verfehlte. Wie Zunder brannte das vierzehnhundertjährige Zedern- und Pinienholz, die Marmorsäulen zerbröselten in der Glut zu Kalk, ehe die römische Feuerwehr eintreffen konnte.

 

Papst Leo XII. (1823-1829) fiel die schwierige Aufgabe zu, den Wiederaufbau der Basilika in Angriff zu nehmen. Das größte päpstliche Bauvorhaben des 19. Jahrhunderts sollte durch die größte Spendensammlung seit dem Bau des Petersdomes finanziert werden. Zu den enormen Geldsummen kamen Sachspenden nicht nur aus den katholischen Ländern. Der russische Zar etwa stiftete kostbare Malachitblöcke, der muslimische Khedive (Vizekönig) von Ägypten schickte vier herrliche Alabastersäulen. Doch erst unter Pius IX. (1846-1878), am 10. Dezember 1854, konnte der Neubau der Paulusbasilika in einer geradezu pompösen Feier eingeweiht werden. 

 

Das Ergebnis der päpstlichen Bemühungen konnte sich sehen lassen. Gelungen ist speziell die mit Goldmosaiken geschmückte Fassade, der ein viereckiger Säulenhof vorgelagert ist. Vier mächtige Palmen verleihen ihm südländisches Flair, eine Marmorstatue des Völkerapostels erinnert an die große Zeit der römischen Bildhauerkunst. Im Innern der Basilika wurden entlang der Längs- und Querschiffe die Portraits aller Päpste angebracht, die Wände sind mit Szenen aus dem Leben des hl. Paulus geschmückt. Zudem wurde die confessio, der vertiefte Vorhof des Paulusgrabes unter dem Papstaltar, neu gestaltet. Befand sich ihr tiefer liegender offener Vorraum ursprünglich hinter dem Papstaltar, wurde er jetzt, dem Vorbild des Petersdomes folgend, davor angelegt. Zu diesem Zweck musste der bisherige Boden der Basilika aufgerissen und ausgeschachtet werden. Dem Architekten Virgilio Vespignani bot sich damals eine einmalige Gelegenheit boten, auch das Grab des hl. Paulus zu erforschen.

 

  

Eine uralte Tradition

 

Die erste Nachricht von einer Verehrung des Apostelgrabes verdanken wir einem römischen Priester namens Gaius aus dem späten 2. Jahrhundert. „Ich kann dir die Grabmäler der (beiden) Apostel zeigen“, schrieb er an einen Proklos aus Kleinasien, „denn wenn du zum Vatikan gehen willst oder auf die Straße nach Ostia, so wirst du dort die Grabmäler derer finden, die die römische Kirche gegründet haben.“ Noch zu Anfang des 4. Jahrhunderts, also vor der Errichtung der beiden Basiliken über dem Petrus- und Paulusgrab, betonte der Kirchengeschichtler Eusebius, dass „Paulus eben in Rom unter Nero enthauptet und Petrus gekreuzigt (wurde). Dieser Bericht wird bestätigt durch die noch heute erhaltenen Namen Petrus und Paulus in den römischen Coemeterien (Friedhöfen).“ Beide Gräber mussten also auf einem Friedhof oder Gräberfeld gelegen haben; das eine am Hang des vatikanischen Hügels, das andere an der antiken Via Ostiense.

 

Der Tradition nach wurde der hl. Petrus gekreuzigt. Paulus, als römischer Bürger, hatte das Privileg eines schnellen und schmerzlosen Todes. Er wurde geköpft; der Überlieferung nach an den „Wassern der Salvier“ (Aquae Salviae) vor den Toren Roms, die heute Tre Fontane („Drei Quellen“) heißen und in deren Nähe sich einst ein Landgut des Kaisers Nero befand. Der nächste Friedhof lag rund 2,7 Kilometer entfernt an der Straße, die Rom mit seinem Hafen Ostia verband und parallel zum Tiber verläuft. Noch heute findet man seine Überreste in der Grünanlage, die der Paulusbasilika vorgelagert ist. Sie wurden in den Jahren 1917/18 freigelegt. Der Friedhof, so stellten die Archäologen fest, war ohne Unterbrechung zwischen dem 2. Jahrhundert v.Chr. und dem 4. Jahrhundert n.Chr. benutzt worden. Dass man das Apostelgrab inmitten eines heidnischen Gräberfeldes lokalisierte, spricht für die Authentizität der Tradition. Erst im frühen 2. Jahrhundert war die christliche Gemeinde groß genug, um eigene Friedhöfe unterhalten zu können, nämlich die Katakomben an der Via Appia. „Demnach muss der Ursprung dieser Überlieferung sehr alt sein“, schlussfolgerte der Vatikan-Archäologe Prof. Dr. Engelbert Kirschbaum S.J. in seinem Klassiker Die Gräber der Apostelfürsten: „Er ist noch vor dem Entstehen der christlichen Katakomben anzusetzen ... Eine spätere Zeit hätte gerade die Gräber der Apostel in christlichen Coemeterien gesucht.“ 

 

Die Überlieferung muss so eindeutig gewesen sein, dass Kaiser Konstantin der Große im Jahre 324, als die Mehrheit der Römer noch Heiden waren, nicht zögerte, einen nach ihrem Glauben unverzeihlichen Frevel zu begehen: Er überbaute einen Teil dieses Friedhofs. Den Römern waren ihre Gräber, war die Ruhe der Toten heilig. Wenn überhaupt, dann konnte nur ein Kaiser es wagen, sie zu verletzen; jedem anderen drohte die Todesstrafe. Doch eben hier, inmitten der ostiensischen Nekropole, ließ er die erste Paulus-Basilika errichten.

 

 

Die geheimnisvolle Marmorplatte

 

Als der Architekt Vespignani 1838 im Bereich des Papstaltares Ausschachtungen durchführte, um die confessio der Basilika neu zu gestalten, stieß er auf Spuren dieser frühesten Anlage. Wie es scheint, ist das Grabmonument des hl. Paulus an drei Seiten von einem sehr alten Eisengitter umgeben. An der vierten Seite befinde sich eine Ziegelmauer im altrömischen opus reticulatum-Stil. Auf ihr liegt eine Marmorplatte, in die der Name Paulo eingraviert war. Sie wird ergänzt durch eine zweite Marmorplatte mit dem Rest der Inschrift: Apostolo Mart(yri) – „Apostel und Märtyrer“. Zusammen bilden sie noch heute den Boden des Grabaltars. Die Inschriften waren ein deutlicher Hinweis darauf, dass unter den Platten das historische Paulus-Grab liegen mußte. Die opus reticulatum–Mauer mit Ziegelverzahnung stammte zweifelsfrei au der Zeit vor dem 2. Jahrhundert und war offenbar Teil einer antiken Grabanlage. Also erhob sich der Papstaltar über einem Grab aus dem 1. Jahrhundert, das von den konstantinischen Architekten herausgehoben und durch ein Gitter umschlossen wurde. Auf einem grob gemauerten Unterbau befand sich eine Art Podest. Auf diesem Sockel, so spekulierte Kirschbaum schon 1957, muss einst der Sarg  des Völkerapostels gestanden haben. Fast ein halbes Jahrhundert lang beließ man es bei dieser Spekulation, bis schließlich die wissenschaftliche Neugierde siegte.

 

Den Anlass bot das Heilige Jahr 2000, als auch St. Paul vor den Mauern seine Heilige Pforte geöffnet hatte und buchstäblich Millionen Pilger aus aller Welt in die Basilika strömten. Immer wieder wurden ihre Priester und das Ordnungspersonal mit zwei Fragen bedrängt, auf die bislang niemand eine zufriedenstellende Antwort geben konnte: Liegt denn der hl. Paulus tatsächlich unter dem Hochaltar begraben? Wenn man es nicht weiß – warum schaut man nicht einfach nach? Der Verwalter der Basilika, bis zum moto proprio Benedikts XVI. aus dem Jahre 2005 der vatikanische Administrator Erzbischof Francesco Gioia, musste etwas unternehmen, um mit konkreten Antworten aufwarten zu können. So wurde 2002 der Vatikan-Archäologe Giorgio Filippi mit archäologischen Untersuchungen beauftragt, die allerdings so dezent abzulaufen hatten, dass sie den Pilgerbetrieb in der Basilika nicht störten. Drei Jahre lang musste man es bei Stichproben belassen: Hier und dort wurde eine Marmorplatte aus dem Boden gehoben, kratzte man sich bis zu einem Meter in die Tiefe. Eine „Tastgrabung“ nennen das die Archäologen. Doch was man schon bei diesem vorsichtigen Herantasten entdeckte, war so spektakulär, dass es in vielen Punkten ein völlig neues Licht auf die Geschichte der Basilika wirft.

 

So zeigte sich durch Mauerfunde, die Überreste einer Apsis unmittelbar vor der heutigen confessio, dass die ursprüngliche, von Konstantin dem Großen errichtete, Paulus-Basilika nicht nur sehr klein, sondern zudem nach Westen ausgerichtet war. Die alte confessio war also im Osten des Apostelgrabes angelegt worden, damit die Pilger, die von der Via Ostiense aus die Kirche betraten, sie direkt erreichen konnten.

 

Doch nach nur sechs Jahrzehnten war schon ein Neubau nötig. Das Christentum war mittlerweile zur Staatsreligion erklärt worden, die alte Kirche platzte jetzt unter dem Ansturm der Pilger aus allen Nähten. Zudem hatte ihr die jährliche Tiberflut arg zugesetzt. So beauftragten das damals herrschende Triumvirat, die Kaiser Valentinian II., Theodosius und Arcadius, im Jahre 386 ihre Architekten damit, „das Gotteshaus zu erweitern“ und höher zu legen, um zu vermeiden, dass sie weiterhin jedes Frühjahr unter Wasser stand. Da im Osten ein Hügel im Wege war, konnte sie nur nach Westen hin ausgedehnt werden.  Damit das Apostelgrab nicht im Eingangsbereich lag, wurde gleich die ganze Basilika um 180 Grad gedreht. Die Fläche der bisherigen konstantinischen Basilika wurde von den kaiserlichen Architekten zu einem großzügig gestalteten Altarraum umfunktioniert, während sie den Eingang um ganze 180 Meter nach Westen verlegten und damit einen gigantischen Innenraum schufen. Ganze zwölfhundert Jahre lang, bis zum Neubau des Petersdomes, war St. Paul vor den Mauern die größte Kirche der Christenheit. Nur die Lage der confessio, die man aus Respekt bis ins 19. Jahrhundert nie verlegte, zeugte noch von ihrem bescheidenen Vorgängerbau.

 

Nach nur vierjähriger Bauzeit war das Meisterwerk vollendet. Gnadenlos hatte man dazu die heidnischen Tempel Roms geplündert, die Theodosius zuvor schließen ließ. Ein Satz weißer Marmorsäulen mit violettblauen Adern stammte aus dem Mausoleum des Kaisers Hadrian, der heutigen Engelsburg. Doch auch Elemente der alten Basilika fanden eine neue Verwendung; darunter, wie es scheint, auch die beiden Marmorplatten mit den Aufschriften Paulo und Apostolo Mart(yri).

 

 Reproduktion der Marmorplatte

 

Wenn man heute das Gitter unter dem Papstaltar öffnet, sieht man im Halbdunkel, wie sie, dem Pilger zugewandt, übereinander auf dem Boden liegen. Dabei wirken sie verwirrend asymmetrisch; die obere Platte bedeutend breiter als die untere. Doch als Vespignani sie aus ihrer Verankerung befreite, musste er feststellen, dass sie beide gleich breit waren. Nach Kirschbaum bildeten sie einst die Längs- und Querseite eines Grabhauses von 1,92 Metern Breite und 2,55 Metern Länge. Der verwendete Dativ – Paulo statt Paulus – deutet eher auf eine Widmung hin; eine einfache Grabinschrift hätte im Nominativ gestanden. Laut Kirschbaum könnte auf den verbleibenden beiden Seiten Constantinus Augustus und fecit gestanden haben: Dem Apostel und Märtyrer Paulus von Kaiser Konstantin errichtet! Die Unregelmäßigkeit der Buchstaben und ihr leichtes Ansteigen lassen darauf schließen, dass sie nachträglich eingemeißelt wurden, als die Marmorplatten bereits an der Außenwand des Schreins befestigt waren; vielleicht beim letzten Rombesuch des längst im Osten residierenden Kaisers im Jahre 326.

 

 

Spektakulär wie ein neues Pharaonengrab

 

Doch was befand sich in dem Grabhaus, das im Zentrum der damals weltgrößten Kirche stand? Was musste durch die eigenartige Vergitterung, die Vespignani entdeckte, einerseits geschützt, andererseits sichtbar gemacht werden? Kirschbaum war sich schon 1956 sicher, ohne dafür den geringsten Beweis zu haben: „Der Sarg des Apostels Paulus lag im Gegensatz zum Grabe des heiligen Petrus über der Erde und blieb als solcher sichtbar, musste aber dann entsprechend geschützt werden.“

Dieser Satz hätte eigentlich zwei Generationen von Vatikan-Archäologen hellhörig machen müssen, doch die Mühlen der Ewigen Stadt mahlen langsam. Erst ein halbes Jahrhundert später, zu Beginn des dritten Jahrtausends, konnte das Geheimnis gelüftet werden. So erfuhr die Weltöffentlichkeit am 11. Dezember 2006 schließlich von einem Jahrtausendfund. 

 

Im Juni 2005 hatte Giorgio Filippi endlich die Genehmigung erhalten, die Marmorabdeckung mit der Paulo-Inschrift zu entfernen und darunter zu suchen. Als er sich etwa 40 Zentimeter tief durch das antike Füllmaterial grub, stieß er auf einen massiven Block aus rosafarbenen, unbearbeiteten Marmor. Der Block ist hohl, soviel konnte er feststellen. Er ist 2,55 Meter lang, 1,25 Meter breit und 0,97 Meter hoch. Es handelt sich um einen antiken Sarkophag. An seiner Oberseite befand sich ein zehn Zentimeter breites, später verplombtes, Loch. Solche Öffnungen dienten in der Antike dazu, Duftstoffe in den Sarg zu gießen, was der Verehrung des Toten galt. Man konnte dadurch aber auch Stoffstreifen, sogenannte brandeae, einführen, die von den Gläubigen als Berührungsreliquien verehrt wurden und denen man Wunderkräfte zuschrieb. Erst zu einem späteren Zeitpunkt wurde das Loch mit Mörtel verschlossen.

 

Nur das Grab des Völkerapostels konnte so leidenschaftlich verehrt worden sein. Alle Wahrscheinlichkeit nach befinden sich seine Gebeine noch immer in dem rosafarbenen Marmorsarg. Zumindest ist sicher, dass er seit über 1600 Jahren nicht geöffnet wurde; zu fest ist er eingebacken in das Füllmaterial des alten Sockels aus der Drei-Kaiser-Basilika, versiegelt durch die Marmorplatte, die seinen Namen trägt. Seit dem 4. Jahrhundert steht er an dieser Stelle, vielleicht noch länger. Seine schlichte Schmucklosigkeit passt auch zur vorkonstantinischen Zeit, obwohl Filippi versichert, er sei erst unter Theodosius auf einen erhöhten Untergrund gestellt worden.  

 

„Die Entdeckung eines neuen Pharaonengrabes könnte für das abendländische Europa nicht bedeutsamer sein“, kommentierte der Vatikan-Journalist der Welt, Paul Badde, den Jahrtausendfund. Doch genau wie Howard Carter, der Entdecker des Tutenchamun-Grabes, auf seinen Geldgeber Lord Carnavon aus England wartete, bevor er die Grabkammer öffnete, gibt sich auf Giorgio Filippi gelassen. „Ich bin nicht neugierig“, versichert er mir, als ich ihn im November 2007 interviewte: „Ich habe meine Arbeit getan. Andere müssen entscheiden, was jetzt weiter zu geschehen hat.“ Bis dahin trennt ihn nur noch ein Mörtelpropfen von den Reliquien des Mannes, der die Welt so viel grundlegender veränderte als jeder Pharao.

 

In nicht allzu ferner Zukunft soll der rosafarbene Marmorsarkophag sein letztes Geheimnis preisgeben. Es ist geplant, den Mörtelpfropfen zu entfernen und durch das Loch eine endoskopische Sonde einzuführen, mit der im Innern des Paulussarges Aufnahmen gemacht werden können. Sie ermöglichen es den Experten, sich einen Eindruck vom Zustand der Apostelreliquien zu verschaffen. Erst danach ließe sich zweifelsfrei sagen, dass der Tote, der in dem rosafarbenen Marmorsarkophag bestattet wurde, tatsächlich der Völkerapostel ist.

 

(Quelle: Michael Hesemann. Paulus von Tarsus. Archäologen auf den Spuren des Völkerapostels. Augsburg 2008)

 

 

Litt Paulus unter Malaria? Oder den Folgen einer Steinigung?

22.4.2008:

Die mysteriöse Krankheit des Apostels

Paulus war krank. Genauer gesagt: Er litt unter einem sporadisch auftretenden Leiden, das ihn bei seiner Arbeit behinderte. Speziell in seinem 2. Korintherbrief erwähnt er diesen "Stachel im Fleische", den "Boten Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe".

Seit Jahrzehnten spekulieren Exegeten, welcher Art sein Leiden gewesen sein könnte. Agnostiker und Atheisten tippten auf Epilepsie, um damit das Damaskus-Erlebnis erklären sprich: pathologisieren zu können. Seriöse Forscher schließen dies aus, zumal die Apostelgeschichte ausdrücklich betont, dass auch sämtliche Begleiter des damaligen Christenverfolgers Zeugen des "himmlischen Lichtes" wurden.

Tatsächlich scheint Paulus den Ausbruch seiner Krankheit sogar zu datieren, als er an die Galater schrieb, er sei "krank und schwach" gewesen, als er ihnen "zum ersten Mal das Evangelium verkündigte", womit nur seine erste Missionsreise durch die römische Provinz Galatien 46/47 n.Chr. gemeint sein kann. Daher nahm eine Reihe von Gelehrten an, der Völkerapostel sei damals an der Malaria erkrankt. Er könnte sich die Krankheit während seiner Reise von Attalia nach Perge geholt haben, im Spätsommer in einem feuchtheißen, malariaverseuchten Gebiet. Tatsächlich entsprechen die Rezidive, das mehrfach wiederholte Auftreten der Symptome nach beschwerdefreien Intervallen, dem unerwarteten Auftreten der "satanischen Faustschläge", die der Apostel erwähnte.

Eine andere Möglichkeit stellte jetzt der Missionar Pater Herbert Douteil, CSSp, zur Diskussion, als er in einem Leserbrief an das "Vatican"-Magazin schrieb: "Was die „Behinderung, die er oft in seinen Briefen erwähnte“ angeht, so möchte ich Ihnen einen Hinweis für eine mögliche, mir sehr einleuchtende Erklärung geben: Lesen Sie einmal in der Apostelgeschichte 14,19-20 nach: „Von Antiochia und Ikonion aber kamen Juden und überredeten die Volksmenge. Und sie steinigten den Paulus und schleiften ihn zur Stadt hinaus in der Meinung, er sei tot. Als aber die Jünger ihn umringten, stand er auf und ging in die Stadt. Am anderen Tag zog er mit Barnabas nach Derbe weiter“. Seien Sie so gut, und fragen einmal einen einfachen Landarzt, was er einem Mann mit Gehirnerschütterung anrät – wenn diese absolute Bettruhe für einen Monat nicht eingehalten wird, sind die Spätfolgen vorauszusehen – nämlich eine ständige Wetterfühligkeit, starke Kopfschmerzen bei jedem kleinen Anlaß der Überforderung, auch der Irritation bei gewissen Herausforderungen (2 Kor 13,10) – und nun lesen Sie den Katalog der Reisen und Schwierigkeiten einmal nach, die Paulus zu lösen hatte (vgl. 2. Korintherbrief 11) – auch seine Entschuldigung im selben Brief, warum er nicht wie versprochen nach Korinth gekommen war (2 Kor 7,9); glauben Sie nicht auch, dass hier die Erklärung für seine „Ohnmacht“ und den „Stachel ins Fleisch“ liegt, unter dem Paulus leidet, für die „Fausthiebe“ und „Boten Satans“, unter denen er zu leiden hatte und um deren Befreiung er den Herrn dreimal gebeten hat (2 Kor 12,8)?

Litt Paulus also an Malaria oder den Spätfolgen der Steinigung? Eine Frage, die es wert wäre, von Medizinern diskutiert zu werden!

 

 

St. Paul vor den Mauern

19.4.2008:

Archäologie im Paulusjahr

Rom. Die deutschsprachige Ausgabe der Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 18. April 2008 einen ganzseitigen Beitrag der Vatikan-Archäologen Prof. Giorgio Filippi und Prof. Lucrezia Spera über neue archäologische Entdeckungen im Umfeld der Basilika St. Paul vor den Mauern.

Archäologische Probegrabungen, die im Juli 2007 im Garten der Abtei St. Paul vor den Mauern durchgeführt wurden, förderten derart interessante Ergebnisse zutage, dass jetzt weiter geforscht werden soll. So beschlossen die Vatikanischen Museen und das Päpstliche Institut für Christliche Archäologie im November 2007 gemeinsame Ausgrabungen auf dem Gelände. Da der Bereich auf der Südseite der Basilika noch nie archäologisch untersucht worden ist, sind zahlreiche weitere neue Erkenntnisse über die Geschichte der Basilika und des benachbarten Klosters zu erwarten.

Eine kleine Memorialbasilika, die dem hl. Paulus geweiht war, wurde um 324 n.Chr. auf Anweisung von Kaiser Konstantin den Großen über dem Apostelgrab an der Via Ostiense errichtet. Sie wurde schon ab 383 durch eine Monumentalbasilika ersetzt, die 390 von Papst Siricius eingeweiht werden konnte. Die Kirche stand ungeschützt auf freiem Feld, was sich zur Zeit der Barbareneinfälle als problematisch erwies. Zwar blieb sie während der Gotenkriege (6. Jh.) noch unversehrt, doch beim Sarazeneneinfäll von 846 wurde sie geplündert. Papst Johannes VIII. reagierte darauf, dass er die Basilika und die sie umgebenden Gebäude von einer Mauer mit Türmen umschließen ließ, sodass man bald von der "Johannesstadt" oder dem "Kastell St. Paul" sprach. Zu diesem Zeitpunkt war, ausgelöst durch den regen Pilgerverkehr, rund um das Apostelgrab eine regelrechte kleine Satellitenstadt entstanden. 

Bei den laufenden Grabungen wurden Teile dieser "Johannesstadt" aus dem 9. Jahrhundert entdeckt. Zudem fand man Überreste eines Säulenganges, der, wie Prokop im 6. Jahrhundert schrieb, "von der Stadt bis zum Heiligtum" führte, sodass die Pilger vor Sonne und Regen geschützt das Heiligtum erreichen konnten. Ebenfalls bedeutend war die Entdeckung der Überreste einer Klosteranlage, die auf eine Stiftung der deutschen Kaiser zurückgeht. Otto III. schickte 946 den Abt von Cluny nach St. Paul, um bei den dortigen Benediktinern die Regelobservanz zu erneuern.  

Abschließend betonte der "Osservatore Romano" die Bedeutung der Grabungsergebnisse für das bevorstehende Paulusjahr, in dessen Mittelpunkt die altehrwürdige Basilika steht.

 

3.12.2007:

Die Entdeckung des Artemis-Tempels von Reggio

Reggio: Schauplatz des Paulus-Wunders entdeckt

Dass der hl. Paulus auf seiner Überfahrt von Malta nach Rom wohl im Februar 60 n.Chr. in Rhegium, dem heutigen Reggio in Calabrien, einen Zwischenstopp machte, steht schon in der Apostelgeschichte (28,13: "Von (Syrakus aus) fuhren wir die Küste entlang und kamen nach Rhegion..."). Eine lokale Legende, die seit dem 7. Jahrhundert überliefert ist, weiß aber mehr. Danach kam Paulus nach Rhegium, als in der Stadt das Fest der Göttin Artemis gefeiert wurde, deren prachtvoller Tempel direkt am Meer stand. Als er zu den Pilgern sprechen wollte, erlaubten die heidnischen Priester ihm, gerade so lange zu reden, wie eine kleine Kerze, die sie auf einen Säulenstumpf stellten, brannte. Doch als die Kerze abgebrannt war, entzündete sich die Säule und brannte die ganze Nacht, sodaß Paulus seine Predigt ungehindert fortsetzen konnte. Bis zum nächsten Morgen, so heißt es, hatte er eine neue Gemeinde gegründet.

Der Säulenstumpf steht heute in der Kathedrale von Reggio, ein Barockgemälde zeigt das Wunder. Eine moderne Statue auf der mondänen Strandpromenade soll die Stelle markieren, an der Paulus an Land ging. Doch wo sich der Artemis-Tempel befand, war bislang unbekannt; zu oft hatten Erdbeben den Küstenstreifen in den letzten zwei Jahrtausenden verändert. 

Erst im November 2007 erhielt die Legende eine unerwartete Bestätigung. Bis dahin hatte sich Carmelo Santonocito, ein lokaler Schriftsteller und Hobby-Historiker, eingehend genug mit antiken Dokumenten zur Stadtgeschichte befasst, um in etwa die Lage des Tempels bestimmen zu können. Er vermutete ihn auf einer versunkenen Landzunge auf der Höhe des Calamizzi-Strandes. Schließlich wagte er zusammen mit einem Freund, dem Polizeioffizier Gianni Capolupo, und dem Tauchlehrer Vincent Borrelli einen Tauchgang. In sechs Metern Tiefe, 30 Meter vor der Küste, stießen sie auf einer Fläche von 80 Metern Länge auf die Quader und Säulenstümpfe eines antiken Tempels. Sie hatten die Stätte des legendären Kerzenwunders entdeckt!

Spektakuläre Fotos der Entdeckung: www.repubblica.it/2006/08/gallerie/spettacoliecultura/tempio-rc/1.html

Weitere Informationen: Michael Hesemann, "Paulus von Tarsus. Archäologen auf den Spuren des Völkerapostels", Augsburg (St. Ulrich) 2008

 

 

 

 





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